Wenn dein Regenschirm zur Last wird
- Thomas Kalkus-Promitzer
- 4. März
- 3 Min. Lesezeit
Du kennst das sicher: Ein plötzlicher Regenschauer zwingt dich, einen Regenschirm aufzuspannen. Er schützt dich vor dem kalten Nass, lässt dich trocken bleiben und gibt dir ein Gefühl von Sicherheit. Doch was passiert, wenn der Regen nachlässt, wenn die Sonne langsam durch die Wolken bricht? Der Schirm, eben noch dein Schutzschild, wird plötzlich überflüssig. Er wird eine Last, die du mit dir herumträgst, ohne dass sie dir noch nützt.
Genauso verhält es sich mit den Ängsten und Sorgen, an denen wir uns oft viel zu lange festklammern. Sie scheinen uns zu schützen, uns vorzubereiten auf mögliche Gefahren. Doch viel zu oft halten wir an ihnen fest, auch wenn die Bedrohung längst vorbei ist. Unser Geist ist darauf programmiert, Sicherheit zu suchen. Doch in dieser Suche erschaffen wir oft unsere eigenen Gefängnisse. Wir tragen unseren Regenschirm weiter, obwohl längst Sonnenschein herrscht.
Vielleicht hältst du an Sorgen aus der Vergangenheit fest. Eine schlechte Erfahrung, ein Schmerz, eine Enttäuschung – all das sind Regenschirme, die dich damals geschützt haben. Du hast vielleicht gelernt, misstrauisch zu sein, vorsichtig, vielleicht sogar ängstlich. Und jetzt? Die Zeiten haben sich geändert, aber du hältst deinen Schutzmechanismus aufrecht. Die Angst vor dem nächsten Regen hält dich davon ab, den Schirm zusammenzufalten. Doch ist das wirklich nötig?
Wir leben oft mit einem Gefühl der ständigen Bedrohung. Was, wenn morgen etwas Schlimmes passiert? Was, wenn ich versage? Was, wenn mich jemand verletzt? Und so tragen wir unsere Schutzmechanismen mit uns herum, halten an Gewohnheiten fest, die uns einmal Sicherheit gegeben haben. Doch wenn du genau hinschaust, wirst du feststellen, dass viele dieser Ängste unbegründet sind. Vieles, was du für eine potenzielle Gefahr hältst, existiert nur in deinem Kopf. Dein Körper spannt sich an, dein Geist ist in Alarmbereitschaft – für einen Sturm, der vielleicht nie kommt.
Und während du in dieser ständigen Vorsicht lebst, übersiehst du die Schönheit der Gegenwart. Du hältst dich zurück, wagst dich nicht aus deiner Komfortzone, weil du immer noch mit dem Regenschirm in der Hand dastehst. Doch während du dich gegen einen imaginären Regen schützt, entgeht dir der klare Himmel, die warme Sonne auf deiner Haut. Dein Sicherheitsdenken verhindert, dass du das Leben in seiner ganzen Fülle erfährst.
Es ist Zeit, den Regenschirm loszulassen. Nicht, weil du leichtsinnig sein sollst. Nicht, weil du dich jeder Gefahr schutzlos aussetzen sollst. Sondern weil du erkennen kannst, dass es nicht immer regnet. Weil du lernen darfst, zu unterscheiden, wann Vorsicht angebracht ist und wann sie dich nur behindert. Deine Vergangenheit mag dir beigebracht haben, dich zu schützen, doch du bist nicht deine Vergangenheit. Du kannst jetzt wählen, bewusst und frei. Du kannst entscheiden, wann du loslassen willst.
Denk einmal darüber nach: Was hält dich zurück? Welche Ängste trägst du mit dir herum, obwohl sie längst überflüssig sind? Welche Sorgen dominieren dein Denken, obwohl es gar keine konkrete Bedrohung gibt? Es gibt Momente, in denen es klug ist, vorbereitet zu sein, aber es gibt auch Momente, in denen es an der Zeit ist, die Schultern zu entspannen, tief durchzuatmen und den Schirm zu schließen.
Das Leben ist nicht dazu gedacht, in ständiger Angst gelebt zu werden. Es gibt so viele Möglichkeiten, so viel Schönheit, so viel Freude, die darauf warten, von dir entdeckt zu werden. Aber du wirst sie nur sehen, wenn du bereit bist, den Blick zu heben, den Himmel anzusehen und den Mut aufzubringen, den Regenschirm loszulassen. Also frage dich: Ist es wirklich noch nötig, ihn festzuhalten?
Denn am Ende geht es nicht darum, immer vorbereitet zu sein. Es geht darum, zu leben. Sich vom Wind tragen zu lassen, den Moment zu spüren und voller Vertrauen den nächsten Schritt zu setzen. Der Himmel wartet auf dich. Die Sonne ist längst da. Also lass den Schirm los – und tanze.
Ein Schirm, der Schutz vor Regen bot,
wird schwer, wenn Sonnenschein ihm droht.
Leg ihn beiseite, sei bereit,
für Freiheit, Mut und Leichtigkeit.
Vergiss die Angst, den dunklen Blick,
geh vorwärts, spür dein Lebensglück.
Die Welt ist weit, der Tag ist dein,
du bist bereit, du darfst jetzt sein.
© Thomas Kalkus-Promitzer, 2025