Über das Grenzen setzen
- Thomas Kalkus-Promitzer
- 4. März
- 3 Min. Lesezeit
Hast du dich jemals dabei erwischt, dass du etwas zugestimmt hast, obwohl du es eigentlich nicht wolltest? Vielleicht hast du einer Einladung zugesagt, obwohl du den Abend lieber allein verbracht hättest. Vielleicht hast du eine Aufgabe übernommen, obwohl du bereits genug zu tun hattest. Oder du hast zugelassen, dass jemand deine Zeit, deine Energie oder sogar deine Gefühle beansprucht hat, obwohl es dir nicht guttut. Falls du dich darin wiedererkennst, bist du nicht allein. Vielen von uns fällt es schwer, Grenzen zu setzen. Oft merken wir nicht einmal, dass wir sie brauchen, bis wir uns erschöpft, ausgenutzt oder verletzt fühlen.
Warum aber ist es so schwer, Grenzen zu setzen? Vielleicht, weil wir Angst haben, andere zu enttäuschen. Vielleicht, weil wir glauben, dass es unsere Pflicht ist, immer für andere da zu sein. Vielleicht, weil wir nie gelernt haben, dass unsere eigenen Bedürfnisse genauso wichtig sind wie die der anderen.
Doch hier ist eine einfache Wahrheit: Grenzen zu setzen ist kein Zeichen von Egoismus. Es ist ein Zeichen von Selbstachtung. Es bedeutet, anzuerkennen, dass du genauso viel wert bist wie jeder andere Mensch. Wenn du keine Grenzen setzt, vermittelst du nicht nur anderen, sondern auch dir selbst die Botschaft, dass deine Bedürfnisse weniger zählen. Das hat weitreichende Folgen. Ignorierst du deine Grenzen immer wieder, kann das zu Erschöpfung, Frustration und sogar zu einem Gefühl der eigenen Wertlosigkeit führen.
Vielleicht denkst du jetzt: "Aber was, wenn andere mich dann nicht mehr mögen?" Diese Angst haben viele Menschen. Doch die Wahrheit ist: Menschen, die dich wirklich respektieren und wertschätzen, werden deine Grenzen akzeptieren. Wer nur in deinem Leben ist, weil er von deiner Nachgiebigkeit profitiert, wird möglicherweise so reagieren, als hättest du ihm etwas weggenommen. Doch ist das nicht ein deutliches Zeichen, dass diese Beziehung ohnehin nicht gesund war?
Grenzen zu setzen bedeutet nicht, andere abzuweisen oder sich herzlos zu verhalten. Es bedeutet nicht, rücksichtslos zu sein oder Menschen auszugrenzen. Im Gegenteil. Es ist ein Akt der Selbstliebe. Du entscheidest bewusst, womit du deine Zeit, Energie und Aufmerksamkeit verbringst. Dabei geht es nicht nur darum, Nein zu anderen zu sagen, sondern auch Ja zu dir selbst. Ja zu deinem Wohlbefinden. Ja zu deiner mentalen Gesundheit. Ja zu deiner Zufriedenheit.
Wenn du immer wieder Ja sagst, obwohl du Nein meinst, was sagt das über deine Beziehung zu dir selbst aus? Jedes Mal, wenn du eine Grenze nicht setzt, verrätst du dich selbst ein kleines bisschen. Das lässt sich nicht einfach mit einem freundlichen Lächeln oder oberflächlichen Floskeln ausgleichen. Denn tief in dir weißt du, dass du dich im Stich gelassen hast.
Aber Grenzen zu setzen ist eine Fähigkeit, die du lernen kannst. Alles beginnt damit, dir bewusst zu machen, was du wirklich willst und brauchst. Dann geht es darum, den Mut zu finden, das auch zu kommunizieren. Ja, es wird Momente geben, in denen es unangenehm ist, in denen du denkst, du könntest jemanden enttäuschen. Doch denk daran: Die Enttäuschung anderer ist oft nur vorübergehend. Die Enttäuschung, die du dir selbst gegenüber empfindest, wenn du deine eigenen Grenzen missachtest, kann jedoch lange anhalten.
Du bist nicht dazu da, es jedem recht zu machen. Deine Zeit, deine Energie, deine emotionale Kapazität sind wertvolle Ressourcen. Und so wie du sorgsam mit deinem Geld oder deinen materiellen Gütern umgehst, solltest du auch sorgsam mit diesen inneren Ressourcen umgehen. Würdest du zulassen, dass jemand einfach ungefragt dein Zuhause betritt, sich nimmt, was er will, und es dann in Unordnung hinterlässt? Wahrscheinlich nicht. Doch genau das tun Menschen mit deinen Emotionen und deiner Energie, wenn du keine Grenzen setzt.
Lerne, auf die Signale deines Körpers und deines Geistes zu achten. Wenn du dich müde, ausgelaugt oder gestresst fühlst, ist das oft ein Zeichen, dass deine Grenzen überschritten wurden – entweder von dir selbst oder von anderen. Nimm dir in solchen Momenten bewusst Zeit, innezuhalten und zu reflektieren. Wo habe ich zugelassen, dass jemand zu weit gegangen ist? Habe ich mich selbst genug respektiert? Habe ich für mich selbst gesorgt, so wie ich es für eine geliebte Person tun würde?
Sei geduldig mit dir selbst. Grenzen zu setzen ist ein Prozess. Es wird Rückschläge geben. Es wird Momente geben, in denen du in alte Muster zurückfällst. Doch jeder kleine Schritt zählt. Jeder Moment, in dem du dich für dich selbst einsetzt, macht dich stärker. Mit der Zeit wird es dir leichter fallen, klar zu kommunizieren, was du brauchst und wo deine Grenzen liegen.
Du hast das Recht, für dich selbst einzustehen. Du hast das Recht, Nein zu sagen, wenn etwas nicht in dein Leben passt. Du hast das Recht, dein Wohlbefinden an erste Stelle zu setzen. Denn am Ende des Tages bist du die einzige Person, die wirklich dafür sorgen kann, dass es dir gut geht. Fang an, dich selbst ernst zu nehmen. Setze Grenzen. Und erlaube dir, ein Leben zu führen, das dir wirklich guttut.
© Thomas Kalkus-Promitzer 2025